Sticken muss ja nicht praktisch sein, aber wenn man mal die Chance hat, ein richtig cooles praktisches Projekt umzusetzen, dann muss da doch ne Stickerei drauf, oder?
Seit einiger Zeit geistert so eine Idee in meinem Kopf herum und bevor sie auf dem Friedhof der verlassenen Ideen, die darauf warten, in die Realität treten zu dürfen, verkommt, fange ich einfach mal an!
Video zum Artikel: Blätterkranz sticken
Passend zum Blogpost findest du hier im Video nochmal alle Schritte auch ausführlich gezeigt.
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Mehr InformationenDoch was ist das für ein Projekt? Es geht um ein Buch! Keine Sorge, keins für, dass ich ein halbes Jahr mit einem Verlag zugange bin und nichts anderes nebenher schaffe, so wie bei den letzten 4 Büchern. Nein, es geht diesmal nur um einen Bucheinband, den ich besticken will.
Für Bucheinbände braucht man etwas stabileren Stoff, also nicht unbedingt Nesselstoff oder leichte Patchworkstoffe benutzen, die ich sonst zum Sticken empfehle. Man glaubt gar nicht, wie viel so ein Buch abkönnen muss, wenn man es regelmäßig benutzt. Ich habe mir hier einen festen Polsterstoff ausgesucht, der noch in meinem Lager war. Deshalb kann ich leider auch gar nichts Spezifisches dazu sagen. Der Stoff ist, glaube ich, sogar noch ein Rest von meiner Mama, als sie ihre Sesselpolster neu bezogen hat. Er scheint mir aber aus 100 % Baumwolle zu bestehen und ist auf jeden Fall heiß bügelbar.
Das Design könnt ihr hier schon mal als Skizze sehen. Es geht also um einen Blätterkranz mit einem Schmetterling in der Mitte. Da es sich um ein Buch handelt, habe ich den Stoff schön groß zugeschnitten. Die Maße sind schon einigermaßen fest und ich hab alles abgemessen. Später habe ich mich dann aber doch umentschieden und damit war es vollkommen unnötig, alles so groß zu machen. Aber ihr wisst ja, später ist man immer schlauer 😀 Doch das liegt alles erst in ferner Zukunft.

Stickbild auf dunklen Stoff übertragen
Hier habe ich mir wirklich viel mehr Arbeit gemacht, als es hätte sein müssen. Also macht nicht unbedingt nach, was hier passiert. Bei manchen Projekten ist es einfach so, dass man mit Trial-and-Error ausprobieren muss, was am besten für einen funktioniert. Egal ob Anfänger oder Fortgeschritten – es git immer irgendwas, was man dabei lernen kann.
Das große Problem ist, dass man durch dicken, dunklen Stoff einfach nicht hindurchpausen kann! Da hilft leider auch kein Lightpad. Also musste eine Alternative her. Es gibt verschiedene Methoden, um Motive ohne Durchpausen zu übertragen. Aus verschiedenen Gründen hab ich mich dann für die Stickfolie entschieden. Die mag ich zwar nicht so sonderlich, weil ich das Gefühl beim Sticken nicht mag, aber sie hat ihre Vorzüge.
Da Stickfolie eine einzige wabblige Angelegenheit ist, klebe ich sie mit Papierklebeband auf meiner Vorlage fest und zeichne dann die ganzen Linien nach. Aufpassen: auch für so etwas, muss man einen Stift benutzen, der den Stoff nicht verfärbt. Also am besten keinen Filzstift oder Marker, sondern z.B. einen Ballpen. Bleistifte zerstören eher die Folie. Ich sag ja, es gibt wirklich schönere Materialien als Folie, aber da muss man manchmal einfach durch, wenn man was Hübsches machen möchte.
Meine Stickfolie ist nur zum Drauflegen, nicht zum Kleben. Deshalb muss sie auch mit Stecknadeln oder langen Vorstichen auf dem Stoff befestigt werden. Die Blätterranken sind sehr einfach nachzuzeichnen, deshalb habe ich nur die groben Hauptlinien abgezeichnet. Da ich es hasse, durch Stickfolie zu sticken, habe ich mir dann die zusätzliche Arbeit gemacht, alle Hauptlinien mit Vorstichen grob vorzuzeichnen.
Wie gesagt, würde ich jetzt so nicht nochmal machen, hat aber gut funktioniert.

Großen Stickrahmen selber bauen
Aufgrund der Größe des Stickbildes kam nun das nächste Dilemma, denn mein großer Stickrahmen war noch mit dem epischen Pokemonkreuzstichbild blockiert.
Große Stickprojekte kann man auch mit kleineren Stickrahmen besticken. Dafür muss man nur den Rahmen immer passend auf dem Stoff verschieben, bis alles gefüllt ist. Doch bei diesem Projekt hatte ich Bedenken, dass der Rahmen zu starke Abdrücke hinterlässt, wodurch der Bucheinband nicht so schön glatt geworden wäre.
Deshalb habe ich mir ein paar Latten geschnappt und kurzerhand einen Stickrahmen in der passenden Größe selbst gebaut.
Es reicht, wenn man die dünnen gehobelten Latten benutzt. Für ungehobelte Latten ist hier einfach kein Platz in der Stickwelt. Alternativ, könnt ihr das Holz natürlich auch anschleifen. Dann einmal passend jeweils 2 kurze und lange Teile zusägen. Meine sind ein bisschen schief geworden, aber so dramatisch ist das nicht gewesen.
Dann an den Ecken mit Nägeln oder Schrauben zusammenführen und zack, ist der Rahmen fertig. Das Wichtigste beim Zusammenschrauben ist darauf zu achten, dass die Latten im rechten Winkel stehen. Ansonsten ist der Rahmen schief, und wenn du dich beim Aufspannen des Stoffes zu sehr am Rahmen orientierst, kann die Stickerei ebenfalls schief werden.

Den Blätterkranz sticken
Nun geht es zum einfachsten Teil – zumindest für mich. Denn der Blätterkranz sollte komplett aus Plattstichen und Spaltstichen bestehen. Also nix dramatisch kompliziertes. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass es echt viele Blätter und Ranken sind. Das kann einem schon ganz schön auf den Senkel gehen. Ich vermute, deshalb hat es auch Wochen gedauert, um alle fertig zu bekommen!
Die Blätter sticken
Alle Teile sind in einem Farbverlauf gestickt. Die Blätter changieren zwischen einem apricot-creme-hellgrün-grün Ich fand die Farbkombination irgendwie spannend und war dann echt happy, dass es die Wirkung hatte, die ich mir erhoffte.
Jedes Blatt beginnt mit einem Stich ganz oben in der Spitze. Dann wird immer abwechselnd rechts und links ein Stich von der Außenkante zur Mittellinie gestickt.

Es ist also eher eine Art Plattstich, ab und zu bin ich aber auch in den Grätenstich verfallen. Bei diesem Stich wird immer kreuzweise über die Mittellinie gestickt. Man kann sowas definitiv intuitiv mischen. Stickstiche sind nicht so statisch, wie manche vielleicht denken. Würde mir die Royal School of Needlework meine Arbeit um die Ohren hauen, wenn ich das als Hausaufgabe abgäbe? Definitiv! Gefällt es mir trotzdem? Ja!
Mit dieser Stichmethode kann man auch innerhalb der Blätter gut die Farben wechseln. Meistens sind die Blätter mit 2-3 Farbwechseln. Dabei habe ich immer darauf geachtet, dass die Blätter untereinander auch einen tendenziellen Farbverlauf haben. Bei jedem Zweig sind also ganz oben meist die hellen Blätter und zur Ranke hin wird es dann immer dunkler und grüner.
Stickguide: Blätter sticken

Hast du einen schwarzen Daumen? Kein Problem! Bring mehr Grün in dein Zuhause mit gestickten Blättern.
Mit den Sticktutorials in diesem Ebook lernst du ratzfatz wie du verschiedene Arten von Blätter sticken kannst. Benutze sie für deine Kleidung oder Textilien in deinem Zuhause um dein Leben etwas grüner zu gestalten ohne lästiges Gießen und trockene Blätter.
Jedes Tutorial ist detailliert mit Schritt-für-Schritt Fotos und Text unterlegt. So kannst du auch als Anfänger loslegen. Die Anleitungen variieren zwischen Anfängerlevel und leicht fortgeschrittenen Techniken.
Wenn man dann erstmal im Stickflow drin ist, klappt das ganz gut. Zuerst habe ich 3 Fäden benutzt, aber dann schnell auf 2 Fäden gewechselt. Man sah keinen großen Unterschied und so hat wenigstens auch mein Stickgarn gereicht. Solche minimalen Anpassungen sind teilweise sehr effektiv! Meistens muss man bei 1 Faden mehr nur minimal mehr Stiche sticken. Anders sieht es natürlich damit aus wenn man 2 Fäden statt 6 Fäden benutzen will.
Das klappt jedoch nicht bei allen Sticharten. Beim Kreuzstich z.B. habe ich mich damit schon in die Nesseln gesetzt. Mit 2 Fäden war nämlich der Stoff nicht ganz abgedeckt, was bei 3 Fäden aber der Fall gewesen wäre. Also testet immer vorher, wie viele Fäden in eurem Fall schön aussehen.

Die Ranken sticken
Die Ranken sind im versetzten Plattstich gestickt, auch Nadelmalerei genannt. Dabei werden die Stiche immer versetzt zueinander gestickt. Sie können ruhig recht lang sein. Bei engeren Kurven allerdings eher kürzer. Bei Farbwechseln stickt man dann auch den Übergang so versetzt, dass die beiden Farben ineinander greifen und keine harte Linie entsteht.
Dieser Teil ist relativ schnell und einfach zu sticken. Ein toller Einstieg in die Nadelmalerei sind tatsächlich lange dicke Linien wie hier oder bei Schriftzügen. Probiert’s mal aus!
Weiter geht es mit dem Binden des Projektbuchs. Das war nämlich nochmal ein ganz anderes Set an Herausforderungen. Hier kannst du dir alles dazu anschauen.

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