Ausräumen, Loslassen, weniger ist mehr – der Minimalismus ist ein ganz großes Thema in unserer heutigen Zeit und das ist gut so! Denn wenn wir eines gelernt haben, dann dass auch kaufen nicht glücklich macht, dass viel zu haben oftmals eben auch überwältigend ist. Viel zu besitzen bedeutet auch, dass man viel aufräumen und organisiert halten muss. Selbst wenn man zu den beneidenswerten Menschen gehört, die für alles einen Platz haben und es auch nach Benutzung wieder zurücklegen (haha, nicht bei uns, soviel kann ich verraten …) ist es doch mit weniger einfacher dieses System aufrechtzuerhalten.
Handarbeiten und Minimalismus?
Eine Sache beschäftigt mich eine Weile schon. Sobald man ein Hobby hat, für das man Material braucht, ist man minimalistisch gesehen total aufgeschmissen. Auf den Handarbeitsbereich bezogen läuft es doch so, dass man einen gewissen Vorrat an Material braucht, um das Hobby überhaupt betreiben zu können.
Natürlich braucht man keine Regale voll mit Material! Doch in der Regel läuft es so, dass man für ein Projekt einkauft und dann ist es doch zu viel gewesen oder man macht das Projekt doch nicht und dann bleibt es erst einmal liegen.
Der liebe Materialvorrat
Bei den StrickerInnen ist es der Woll-Stash, bei den NäherInnen das Stofflager, beim Weben braucht man auch nicht wenig Material, teilweise sogar sehr unterschiedliches, beim Makramee dicke Seile und Strippen – nicht gerade platzsparend.
In manchen Wohnungen lagern Vorräte, um die nächsten Generationen komplett einzukleiden. Vielleicht gibt es irgendwo Menschen, die nur für das entsprechende Projekt Material kaufen und bei denen keine Reste übrig bleiben (ich geh mal kurz zum Lachen in meinen Wollschrank), die Realität sieht doch aber meistens ganz anders aus.
Meine große Aufräumaktion im Handarbeitszimmer
Vorräte haben ist ok!
Wie oft kam es vor, dass man an einem Projekt sitzt und merkt: ups da fehlt noch was – geh ich doch mal gucken, was ich noch da habe. Oder: man hat einen spontanen Einfall und will sofort loslegen – mal gucken, ob ich Material dafür da habe. Oder man wohnt wie ich in der Pampa, wo man eben NICHT mal schnell zu Fuß in den nächsten Laden gehen kann, um Material einzukaufen und so ziemlich alles im Internet bestellen muss, was über Essen und Baumaterial hinausgeht.
Wie schön ist es in solchen Situationen einen verlässlichen Vorrat zu haben, den man bei Bedarf nutzen kann!
ABER!
Jetzt kommt das große Aber: Wenn wir mal ehrlich sind, ist in unseren Vorratsschränken oft (viel) Zeug mit drin, das wir nie benutzen werden. NIE. Punkt.
Die geschenkten Materialien und Werkzeuge, die wir über den Spruch: “du nähst/strickst/stickst/häkelst/webst doch, ich hab da noch Material, was ich seit Jahren nicht mehr benutze” bekommen haben. Die Fehlkäufe/Schnäppchen/falsche Farben/doch nicht so tolle Projektidee/die Restekiste.
Hand aufs Herz: du wirst sie nie benutzen. Das bedeutet im Umkehrschluss: weg damit! Fass dir ein Herz und sortiere all die Sachen aus, die du nicht benutzen wirst. Ich selbst bin durch diesen Prozess letztes Jahr gegangen und es ist schön, wenn man plötzlich ein ganzes Regal weniger braucht!
Mir hat es sehr geholfen alles Regalbrett per Regalbrett herauszunehmen und dann nur einzusortieren, was mir wirklich gefällt und wovon ich weiß, dass ich es wirklich auch regelmäßig benutze. So herum empfand ich es, als sehr viel einfacher als die ungeliebten Sachen auszusortieren! Kommt dir vielleicht bekannt vor, das ist die Methode von Marie Kondo (Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen ihr Leben verändert).
Das kann man ja noch brauchen!
Ja man kann. Aber wirst du es auch? Als jemand, der strickt, näht und stickt, habe ich ein enormes Materiallager gehabt. Besonders die Stoffe und die Wolle nehmen unglaublich viel Platz weg, weil man ja doch auch größere Mengen benutzt. Ich habe früher Mittelalterkleider genäht und da kommt man mit unter 3 m Stoff pro Kleid nicht weit. Viele dieser Stoffe waren auch sehr dunkel und entsprechen inzwischen überhaupt nicht mehr dem, was ich jetzt mag. Trotzdem ist es ein furchtbarer Gedanke für mich meterweise Stoff einfach wegzuschmeißen – weshalb ich das auch nicht getan habe!
So wie es war konnte es aber auch nicht bleiben, also musste eine Lösung her. Und für mich sah sie so aus, dass ich alles nach folgenden Kriterien sortiert habe:
BLEIBT
- benutze ich regelmäßig
- liebe ich einfach
- ist für ein bestimmtes Projekt vorgesehen
WEG
- benutze ich nie und werde ich nie benutzen
- Farbe/Material/Menge passt nicht
- konnte ich noch nie leiden
- absoluter Fehlkauf
- zu kleine Reste
UNENTSCHIEDEN
- benutze ich nicht oft
- hat sentimentalen Wert (z.B. geschenkt bekommen, oder aus einer bestimmten Zeit im Leben)
Der BLEIBT-Stapel war unglaublich klein bei mir, denn ich hatte zwar einen riesigen Vorrat, aber meine Farbwahl hat sich in den letzten Jahren einfach stark verschoben, sodass mir die alten Materialien einfach nicht mehr gefallen haben!
Was tun mit den aussortierten Sachen?
WEGWERFEN
- alle Minireste, die man für nichts mehr richtig gebrauchen kann
- Material, was einfach unbrauchbar ist (z.B. verfärbt durch jahrelange Sonneneinstrahlung, schlimme Flecken, die auch durch Waschen nicht mehr herausgehen, Löcher (hallo Motten!)
- Material mit eigenartigen Gerüchen (Kellergeruch z.B.)
- Reißverschlüsse, die nicht mehr funktionieren
- kaputte Werkzeuge, die man nicht mehr reparieren kann
SPENDEN/VERKAUFEN AN
- Kindergärten und Schulen
- soziale Einrichtungen
- Second-Hand-Laden
- Kleinanzeigen oder ebay
Der Sinn und Zweck eines Hobbys ist es uns Freude zu bereiten.
Ich weiß: Das ist eine Menge Arbeit und es ist erstaunlich wie nahe es einem gehen kann Altes auszusortieren. Aber stell dir einfach mal für einen Moment vor, du gehst zu deinem Materialvorrat und alles, was darin ist, strahlt dich an und du magst jedes einzelne Stück. Denn das ist doch der Sinn und Zweck eines Hobbys: Es soll uns Freude bereiten und uns nicht runterziehen!
Wenn es dir zuviel ist, das alles in einem Rutsch zu vollbringen, dann nimm dir ein Regalbrett, einen Beutel, eine Kiste oder an welch abenteuerlichen Orten auch immer du deinen Vorrat versteckst äh aufbewahrst und lege nur das zurück, was dir wirklich gefällt. Packe den Rest woanders hin und schau, ob du es nach ein paar Tagen/Wochen vermisst oder nicht.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Aufräumen – und das ist nicht sarkastisch gemeint!
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