Stickkalender Januar - Interview mit Viktoria Egert

Stickereien mit Herz – Viktoria Egert im Interview

Natur und Sticken sind schon seit jeher fest miteinander verbunden. Als ich zufällig über Vicky’s Stickereien gestolpert bin, ist mir regelrecht das Herz aufgegangen. Denn ihre Werke sind nicht nur schön anzusehen, auch ihre Fotos lassen den Betrachter in eine Welt eintauchen die zum Verweilen und Träumen einlädt. Auch hat mich sehr berührt, dass hinter Vicky’s neuestem Projekt ein ganz wunderbarer Gedanke steht: Kindern zu helfen. Darum freut es mich sehr dir heute das Interview mit Viktoria Egert zeigen zu können. Viel Spaß beim Lesen!

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Hallo Vicky, danke dass du heute hier zu Besuch bist! Stell dich doch einmal kurz vor.

Hey zusammen!

Mein voller Name ist eigentlich Viktoria, aber ich fand und finde ihn schon seit jeher etwas zu “ehrwürdig” für meine Person… Ich bin Baujahr ´81 und seit 20 Jahren verheiratet.
Wir haben 5 Kinder, wobei unser ältestes Töchterchen inzwischen auch schon mit einem wunderbaren jungen Mann verheiratet ist und ihren eigenen Hausstand gegründet hat. Mit den anderen 4 Kindern, unserem Hund, dem Kätzchen, den Kaninchen und einigen Hühnern, leben wir als Hausmeisterfamilie an einer Grundschule auf dem Land in der schönen, Gerüchte-Umrankten Stadt Bielefeld.

Wie bist du in deinem Leben auf das Thema Sticken gestoßen?

Angefangen habe ich zuerst mit dem Kreuzstich, nach der Geburt unseres 2. Kindes. Meine Schwiegermutter hat immer sehr viel Kreuzstich gemacht und ich habe ihre Bilder so bewundert, dass ich mir irgendwann gedacht habe, dass ich es auch einfach mal probieren möchte. Also probierte ich mich erst einmal an einem einfachen, einfarbigen Bild, ich glaube es war ein Segelboot auf hoher See… und es hat mir so viel Spaß gemacht und zudem super geklappt! Also habe ich viele, viele Jahre nur im Kreuzstich gestickt. Jedes unserer Kinder hat z.B. ein Hummel-Motiv im Kreuzstich zur Geburt bekommen.

Als ich vor etwa 4 Jahren auf der Suche nach Inspiration durch Pinterest scrollte, stieß ich auf ein Foto auf dem gestrickte und mit plastischen Blüten bestickte Handschuhe, zu sehen waren. Diese Art der Stickerei hat in meinem Herzen so ein Feuer und eine Neugierde auf diese Technik entfacht, dass ich diese Technik am liebsten sofort ausprobieren würde. Ich fragte meine Mama, ob sie diese Stick-Art kenne… sie konnte sich zwar daran erinnern, dass sie damals in der Schule diese Technik gelernt hätten, aber wusste nicht mehr wie es geht. Also habe ich mich auf die Suche gemacht, hab gegoogelt und geforscht was das Zeug hielt und hab mir auf diese Weise viele Sticharten beigebracht. Im Übrigen habe ich sehr, sehr viel an Sticharten auch durch dich gelernt! Vielen Dank für deine wertvolle Arbeit!

Rosen und Stickerei - Viktoria Egert im Interview

Deine Motive sind oft inspiriert von Blumen und der Natur. Was macht dieses Thema so interessant für dich?

Schon als junges Mädchen konnte ich nicht an Blumen vorbeigehen, ohne an ihnen zu riechen oder sie zu pflücken und zu Haarkränzen zu binden. Ich fand die verschiedenen Farben, Formen Gerüche und Strukturen unglaublich faszinierend und interessant. Das ist bis heute so geblieben. Mein Mann und ich gehen sehr gerne gemeinsam Wandern… zu seinem Leidwesen sehe ich nicht nur die, oft atemberaubenden, schönen Landschaften, sondern auch jedes einzelne Blümchen am Wegesrand, jedes Bienchen und jeden Schmetterling, der es wert ist fotografiert oder gefilmt zu werden :-D.
Ob der herrliche Wald, die wunderschönen Felder, die mächtigen Berge oder die kleinen Blümchen, all das gibt mir so viel Frieden und Ruhe. Diese vollkommene Schönheit der Natur ist für mich die größte Freude und Inspirationsquelle.

“Wir feiern das Leben” ein Stick- und Nähbuch

In diesem Buch zeigt uns Viktoria Egert liebevolle Handarbeiten und elegante Dekorationen für die schönsten Feste des Jahres, alles von Ihr selbst wundervoll inszeniert und fotografiert. Lass dich inspirieren und entdecke Handarbeitsprojekte rund um die Themen Hochzeit, Geburt eines Kindes, Konfirmation und Kommunion, Ostern, Muttertag, Erntedank, Advent und Weihnachten. Mach dir und anderen eine Freude und feiere das Leben!

Dein neustes Projekt ist der Stickkalender, welcher auch einen herzerwärmenden Zweck hat. Magst du uns mehr darüber erzählen?

Sehr gerne! Es war im Dezember ´20, als ich auf Instagram bemerkte, dass viele Menschen zunehmend trauriger und müder von den ganzen Maßnahmen bzgl. Corona wurden. Ich wollte so gerne helfen und habe mir Unmengen an Gedanken darüber gemacht, wie ich mit meinen Begabungen und Stärken anderen eine Freude machen könnte. Da bekam ich die Idee aufs Herz gelegt, einen kostenlosen Stickkurs für alle interessierten auf Instagram anzubieten, im Sinne von „gemeinsam statt einsam“.

Das hat einigen so gut gefallen, dass sie an mich herantraten und fragten, ob es denn möglich sei jeden Monat ein Bild mit mir zu sticken, sodass man am Ende einen gestickten Kalender, oder wie wir es nennen einen “Stickkalender” kreiert hat. Und da ich heimlich auch schon mit dieser Idee spielte, war das für mich die Bestätigung, die ich brauchte, um diesen Weg loszugehen. Da ich inzwischen aber wusste wie viel Arbeit die Erstellung eines Kurses und der erforderlichen Unterlagen machte, wollte ich es meiner Familie zuliebe nicht kostenlos anbieten, denn es ist schlussendlich deren wertvolle Zeit, die ihnen dadurch mit mir fehlt.

Nach vielem Nachdenken kam mir der Gedanke, den gesamten Erlös aus den Stickkursen für den “Stickkalender“, einem Kinderheim zu spenden. Für mich ist das Thema Waisen/Kinderheim schon seit vielen Jahren präsent und ich habe immer nach Mittel und Wegen gesucht ein Heim auf irgendeine Art und Weise zu unterstützen. In diesem Projekt sah ich schließlich eine originelle Art, ein Kinderheim in Rumänien finanziell zu unterstützen, indem ich meine Begabungen einsetzte. Auf meinem Blog habe ich ganz ausführlich darüber berichtet, wie es zu diesem Projekt gekommen ist.

Stickkalender Januar - Stickkurs von Viktoria Egert

Wie sieht ein typischer Stick-Arbeitstag bei dir aus?

Ich habe eigentlich gar keine typischen Stickalltag… Bevor ich gemerkt habe, wie interessant meine Stickereien für andere sind, habe ich nur hin und wieder mal zum Ausgleich und wenn ich Zeit hatte mit Nadel und Faden und gemalt. Heute, wo ich schon mehr in “Leistung” gehe, versuche ich mir bewusst mehr Zeit zum Sticken zu nehmen, was aber weiterhin oft nur schwerlich möglich ist, da wir seit einiger Zeit immer wieder mit dem Thema Distanzunterricht konfrontiert werden und ich dann 4 Schüler zu Hause habe. Nichtsdestotrotz gebe ich meinem Tag möglichst eine Struktur, die so aussieht, dass erstmal alle Kinder schulfertig gemacht werden. Dann kommen der komplette Haushalt und ein gutes Mittagessen an die Reihe. Nachmittags ist dann (wenn kein Kind mit irgendwelchen Anliegen oder Taxi-Anfragen kommt) meine Handarbeitszeit. Mein typischer Stick-Arbeitstag ist also noch in der Findungsphase…

Stickkalender - Viktoria Egert

Welcher Teil des Stickens ist für dich der Beste bzw. Anstrengendste?

Als sehr schön und spannend empfinde ich die Entwicklung des Motivs. Die Gedanken die mich zu einem Motiv inspirieren auf das Papier zu bringen und möglichst in der richtigen “Stickgröße” aufzuzeichnen, hat etwas Wohltuendes, beruhigendes für mich. Der Anstrengendste Teil ist für mich wahrscheinlich anschließend eine harmonische Farbkombi zusammenzustellen die dem Bild meines geistigen Auges entspricht aber wiederum unbedingt meine Handschrift widerspiegelt. Ich liebe sanfte, pudrige Farben und vertue mich gerade bei Akzenten oft…

Manchmal brauche ich zwei oder drei Anläufe um mit der Farbharmonie zufrieden zu sein und einen gewissen Einklang mit dem Bild zu empfinden. Dagegen empfinde ich es als frustrierend, wenn ich ein ganz bestimmtes Bild vom Endergebnis in meinem Kopf habe, es aber an meiner Sticktechnik hapert, um bestimmte Effekte zu erzielen. Wenn diese beiden Herausforderungen gemeistert sind, ist es für mich die größte Freude dem Bild mit Nadel und Faden “Leben” einzuhauchen und anschließend das fertige Werk in den Händen zu halten.

Rosen-Stickerei - Viktoria Egert im Interview

Welches Stickprojekt war bisher das Herausforderndste für dich?

Oh, ich glaube, mit Abstand, die Jeansjacke meiner ältesten Tochter zu besticken. Sie wollte zu ihrer standesamtlichen Hochzeit im Boho-Stil vor den Altar treten. Weil die standesamtliche Hochzeit Ende September angesetzt war, mussten wir auch mit kalten Temperaturen rechnen, deshalb bat sie mich, den kompletten mittleren Rücken ihrer Jeansjacke mit großen Blumen zu besticken. Es hat mir einerseits unglaublich Spaß gemacht ihren Traum zu verwirklichen, aber es war auch besondere Sorgfalt angesagt und deshalb ein gewisser Druck da, weil es um den schönsten Tag im Leben unserer Tochter ging.

Jede StickerIn hat ihre eigene Methode um Stickgarn zu verstauen. Wie machst du das? Welches System oder auch Nicht-System benutzt du, um alles auch wiederzufinden?

Am Anfang wollte ich es ganz chic und “Instatauglich” haben und hatte begonnen meine Garne auf kleine Holzklammern zu wickeln. Bis ich bemerkte, dass ich einerseits die Nummern nur schwerlich ablesen konnte und andererseits diese aufgewickelten Klammern gar nicht ordentlich einsortieren konnte, sondern ich musste die Garne einfach wirr, ohne jegliches System in einem Behälter aufbewahren.

Das empfand ich für mich persönlich, bei der Menge an Garnen und verschiedener Hersteller die ich habe, als äußerst unpraktisch. Inzwischen bewahre ich meine Garne in sogenannten “Stickgarnboxen” auf. Das ist eine durchsichtige Plastikbox, die viele Fächer hat in die ich meine (auf Hartseiden-Spulen) aufgewickelten Garne ordentlich einsortieren kann. Auf die Hartseiden-Spulen schreibe ich den Hersteller und die Farbnummer drauf und sortiere mir die Garne möglichst nach Farbfamilien in die Fächer.

Gemütlich sticken - Viktoria Egert im Interview

Ein richtiges System habe ich bisher nicht. Zwar habe ich ein eigenes Arbeitszimmer, indem ich alle meine Sachen aufbewahre, aber dort sticke ich nie! Wenn ich an einem Bild arbeite, nehme ich alle nötigen Materialien und setzte mich in meinen Handarbeitssessel, so kann ich Handarbeiten und bin doch immer in der Mitte meiner Familie. Für den Zweck habe ich ein kleines Nähkörbchen, ein Nadel-Etui und die benötigte Stickgarnbox, diese Sachen kommen dann mit ins Wohnzimmer und ich habe alles Griffbereit.

Ich besitze momentan drei Stickgarn-Boxen, die ich nach Herstellern sortiert halte. Die eine Box wird gefüllt mit VH-Garnen, in der zweiten Box sammle ich Garne von Anchor und der dritten Box habe ich Gelegenheitskäufe von DMC und Rico Design, oder Garne bei denen ich vergessen habe Hersteller oder Farbnummer aufzuschreiben und somit nicht klar zuordnen kann. So habe ich eine tolle Übersicht nach Herstellern und Farbfamilien innerhalb der einzelnen Boxen. Zudem habe ich mir im Computer Tabellen angelegt, in die ich (nach Herstellern) eintrage, welche Farbnummern ich besitze, damit ich bei Bestellungen für neue Projekte nicht wieder Garn bestelle, dass ich sowieso schon zu Hause habe. So schaffe ich mir eine Übersicht über das, was ich habe und das was ich noch kaufen kann ohne alles doppelt und dreifach zu haben.

Es gibt unglaublich viele Sticktechniken und Materialien. Was würdest du gerne noch ausprobieren, was du noch nie gemacht hast?

Ich liebäugle schon lange mit der Sticktechnik von Frisuren. Mir schwirren ganz viele Ideen zu diesem Thema im Kopf herum, aber ich habe mich bisher nur einmal, mit mäßigem Erfolg und komplett auf eigene Faust an dieses Thema herangetraut… Ich denke, die Zeit ist einfach noch nicht reif für mich um diese Sticktechnik zu erlernen, aber sie ist auf meiner Wunschliste gaaaanz weit oben.

Blumen und Stickerei - Viktoria Egert im Interview

Stell dir vor du hättest die Chance deinem jüngeren Ich, welches gerade angefangen hat sticken zu lernen, einen Rat zu geben. Was würdest du ihr sagen, was du gerne früher gewusst hättest?

Puh das ist eine schwierige Frage… Ich glaube, heute würde ich zu meinem jüngeren Ich sagen:

Hör auf das, was dein Herz entflammt und dich zum Träumen bringt. Geh los und folge neugierig diesem Traum! Vertrau deiner Intuition… Wenn du unterwegs merkst, dass du dich geirrt hast, drehst du um und gehst einen Schritt zurück, um einen neuen Weg einzuschlagen. Wenn du dich aber nicht geirrt hast und der Weg richtig war, dann wirst du jede Hürde und jedes Hindernis meistern… denn du weißt, dass am Ende dein Traum Erfüllung finden wird und du glücklich und zufrieden in deinem Tun sein wirst.

Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wo können wir dich im Internet finden?

Ich danke DIR für die Möglichkeit an diesem Interview teilzunehmen!!!

Man kann mich entweder auf Instagram finden unter @viktoriaegert.art

Oder auf meinem Blog https://vergissmeinnicht-art.de/

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