Was ist eigentlich “Punch Needle”
Punch Needle ist eine Form des Teppichschlaufens (rughooking). Dabei werden die Fäden als Schlaufen in den Untergrundstoff gelegt.
Das interessante daran ist, dass man eine Vielzahl an Material dafür benutzen kann. Je nach Nadel und Garn bekommt man gröbere oder feinere Ergebnisse. So kannst du z.B. mit Stickgarn “punchen” oder aber auch mit dicker Wolle. Nachhaltiger wird es wenn du deine Stoffreste in lange Streifen schneidest und diese zum punchen benutzt.
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Ist Punch Needle auch Sticken?
Jein. Anders als beim regulären Sticken wird bei Punch Needle der Faden ausschliesslich geschlauft und allein durch die Spannung im Stoff zusammengehalten. Das heißt, wenn man die Schlaufen nicht mit Kleber oder anderen Methoden zusätzlich fixiert, kann man die Schlaufen komplett wieder auftrennen.
Punch Needle wird zwar als Form des Stickens bezeichnet, hat mit dem Ablauf normalen Stickens aber überhaupt nichts zu tun. Zum Einstieg ins Sticken ist Punch Needle also nicht geeignet, da man keinen einzigen übereinstimmenden Ablauf hat.
Nichtsdestotrotz ist Punch Needle super geeignet um den Einstieg in textile Handarbeiten zu finden denn es ist unglaublich leicht zu erlernen und braucht nicht viel Material.
Wofür ist Punchen geeignet?
Wie oben schon erwähnt, werden beim punchen die Schlaufen nur durch die Spannung im Stoff und den Druck der umliegenden Schlaufen gehalten. Um das Ganze waschfest zu machen muss die Rückseite geklebt oder mit einer Schutzschicht versehen werden. Andernfalls grinst dich beim Öffnen der Waschmaschine ein großes buntes Fadengesicht an 😉
Aus diesem Grund wird diese Technik eher für Accessories oder Deko benutzt wie zum Beispiel Kissen, Wandhänger oder Taschen. Für Kleidung ist die Natur des punchens einfach nicht so gut geeignet.
Was braucht man zum Punchen?
Wie schon gesagt, man braucht gar nicht viel Klimbim dafür. Hier sind die 4 Dinge, die du brauchst:
- eine Punch Needle / Stanznadel / Stickstanze
- speziellen Stoff wie Monk’s cloth oder Sackleinen
- Faden passend zur Punchneedle
- einen Stickrahmen
Die Punchneedle
Es gibt mehrere Sorten Punchneedles – auch Stanznadel genannt – auf dem Markt.
Ich habe eine Oxford Nadel ausprobiert und mag sie sehr. Sie liegt gut in der Hand und lässt sich gut führen. Der Holzgriff ist sehr angenehm und sie macht auf mich einen unkaputtbaren Eindruck. Der Preis ist mit über 30€ allerdings recht stattlich.
In Deutschland wird häufig die schlankere Punch Needle von Made by Me oder diese Stanznadel von Lavor benutzt. Ich habe sie noch nicht selbst benutzt, werde sie mir aber demnächst zum Testen kaufen. Mit knapp 8€ bzw. 16€ sind sie auf jeden Fall günstige Alternativen zur Oxford Nadel.
Der Stoff
Empfohlen wird den sogenannten Monk’s cloth (oder auch deutsch Mönchstoff) zu benutzen. Dieser ist optimal für diesen Zweck abgestimmt und wenn du nicht erst ewig mit Stoffen herumprobieren willst, dann hol dir auf jeden Fall diesen Stoff.
Für mein Projekt habe ich keinen Monk’s Cloth genommen, sondern einen gröberen Vorhangstoff, den ich noch im Regal hatte. Ich sags mal so: Es ging, aber ich denke mit dem “richtigen” Stoff wäre es viel einfacher gewesen. Da die Löcher recht klein waren, musste ich die Nadel ganz schön drücken damit sie ordentlich hineingeht. Das geht auf Dauer sehr auf die Hände und Arme!
Bei meinem nächsten Projekt werde ich mir also auf jeden Fall mal den “guten” Stoff holen.
Der Faden
Hier kommt es darauf an welche Nadel du nimmst. Je größer die Nadel, desto dicker muss auch dein Faden sein. Denn das Loch welches die Nadel im Stoff frei macht muss genau auf die Dicke des Fadens abgestimmt sein. Ist die Nadel zu dick rutscht der Faden einfach wieder heraus. Ist die Nadel zu dünn, wirst du Probleme haben die Nadel überhaupt einzufädeln und der Faden wird ständig feststecken.
Da der Faden stecken bleiben muss, eignen sich keine Garne die zu rutschig oder glatt sind. Traditionell benutzt man 100 % Schafwolle. Wolle hat den Vorteil, dass sie durch die vergleichsweise raue Oberfläche der Fasern gut hält und nicht so schnell herausrutscht. Mit Seidengemischen oder glatten Synthetikfasern könnte das Ganze etwas schwieriger werden.
Für mein Projekt habe ich die Wolle Lima von Drops genommen mit der Oxford Nadel in Größe 10.
Punch Needle Set
Wenn du keine Lust auf Recherche und ewiges Herumprobieren hast, hol dir lieber ein gut abgestimmtes Materialpaket!
Bei Halfbirdmona auf Etsy findest du ein Komplettset mit Oxfordnadel, Monk’s Cloth und passendem Garn.
Der Rahmen
Beim Punchen ist die Spannung des Stoffes unglaublich wichtig. Denn ohne die Spannung im Stoff würde der Faden einfach nicht halten. Deshalb ist es notwendig den Stoff auf eine Art Rahmen aufzuspannen.
Dafür kannst du einen regulären Stickrahmen benutzen. Bei kleineren Stickbildern geht das ganz gut, aber je größer es wird, desto schwieriger wird es einen passenden Rahmen du finden.
Für rechteckige Projekte gehen auch die Q-Snap Rahmen. Für mein erstes Testobjekt zum üben der Bewegungen habe ich meinen Q-Snap genommen und er hat wunderbar gehalten.
Für große Projekte gibt es richtige Rahmen in die man auch ganz leicht größere Stoffstücke einspannen und nachträglich bewegen kann. Die sind allerdings recht teuer. Wenn du nach ein paar Projekten merkst, dass es dir unglaublich viel Spaß macht und Punchen dein neues Hobby wird, dann lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall.
Ich hatte keine Lust mir für ein Anfängerprojekt gleich einen teuren Rahmen zu kaufen. Deshalb habe ich mir ein paar Reißzwecken und einen Holzbilderrahmen genommen und den Stoff so gespannt. Da das Holz des Rahmen recht hart war, hat das Einspannen nicht sehr viel Spaß gemacht (meine armen Finger) aber es ging ganz gut.
Punchneedle Sets
Da Punch Needle in Deutschland noch nicht sehr stark verbreitet ist, ist es gar nicht so leicht Material und Werkzeuge zu finden. Bei Halfbird gibt es allerdings 4 wunderbare Sets wo alles drin ist was du zum punchen des Motives brauchst.
Einfacher geht es schon gar nicht mehr!
Mit einem Textilkleber streichst du dann die Rückseite ein damit die Schlaufen sich nicht lösen und du noch lange etwas von deinem Projekt hast.
Wie hat mir das Punchen gefallen?
So einfach das Prinzip dieser Technik auch ist, es hat trotzdem eine Weile gedauert bis ich in den richtigen Fluß kam. Am Anfang war es gar nicht so leicht die Nadel immer direkt über dem Stoff laufen zu lassen damit der Faden nicht herrausrutscht.
Auch den richtigen Abstand von Schlaufe zu Schlaufe zu haben war schwieriger als es aussah. Das mag unter anderem an meinem Stoff gelegen haben. Bei Stoffen, die extra für diese Technik gemacht sind, ist das mit Sicherheit ein wenig intuitiver. Bei meinem großen Projekt sind die Schlaufen definitiv viel zu dicht gesetzt. Die Textur ist dadurch sehr fest und gar nicht mal so flauschig wie ich es mir vorgestellt habe.
Es hat sehr viel Spaß gemacht diese mal sehr andere Technik auszuprobieren. Vor allem die Struktur hat es mir angetan. So schön flauschig sieht es aus!
Ausserdem hat mir gefallen, dass ich damit ein paar meiner Wollreste reduzieren konnte. Ich will auf jeden Fall auch einmal ausprobieren wie sich das punchen mit Stoffstreifen macht. Stoffreste habe ich nämlich noch recht viele und das wäre eine super Lösung dafür!
Kann ich Punch Needle empfehlen?
Definitiv: Ja! Es ist recht leicht zu erlernen, es hat keine sehr hohen Anschaffungskosten. Wenn man schon einen Vorrat an Wolle oder Stoffen da hat, kann man diese sogar benutzen.
Außer der Nadel und eventuell dem Stoff braucht man keine super speziellen Werkzeuge/Materialien, die man nur in speziellen überteuerten Läden bekommt.
Je nach Größe des Projektes geht es recht flott von der Hand – es ist also auch was für ungeduldige Hände.
Das ganz große Pro für mich ist, dass man mal was ganz anderes damit machen kann. Keine Klamotten – ok – aber flauschige Sitzkissen, Wandteppiche oder kleine Taschen. Es gibt viele tolle Ideen, die man umsetzen kann.
Wenn dir dieser Artikel Lust auf mehr gemacht hat, dann probier es doch mal aus 🙂
Zum Punchen gibt es inzwischen auch schon eine kleine Auswahl deutscher Bücher.
Punch Needle Bücher
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