Die 5 häufigsten Fehler bei Stickanfängern

Als Anfänger ist es unmöglich, von Anfang an alles richtigzumachen. Das ist auch beim Sticken so. Tappe nicht in die klassischen Fallen und lege einen guten Start beim Sticken hin! In diesem Beitrag habe ich die 5 größten Fehler gesammelt, die ich bei Anfängern sehe. Machst du einen davon?


Faden zu lang abschneiden

Während der Workshops, die ich in den letzten Jahren betreuen durfte, gab es immer mindestens eine Person, die den Arm auffällig lang machen musste beim Sticken.

Wenn du den Arm über den Kopf heben musst, um den Faden straff zu ziehen, ist dein Faden definitiv zu lang! Man sollte meinen, dass ein langer Faden Zeit spart. Denn so musst du ja nicht so oft einen neuen Faden ansetzen.

In Wahrheit ist es aber sehr ermüdend, den Faden immer so lang ziehen zu müssen. Die Gefahr ist groß, dass der Faden dabei auch noch verknotet. Und so endet die Zeitersparnis meist am ersten zu entwirrenden Knoten.

Nicht zu unterschätzen ist auch, dass bei jedem Durchziehen der Faden etwas beansprucht wird. Je länger der Faden ist, desto öfter wird er auch durch den Stoff gezogen. Dadurch geht nicht nur der Glanz des Garns irgendwann verloren, es kann auch passieren, dass der Faden reißt. Ich habe schon die Beobachtung gemacht, dass der Faden am Ende sogar etwas schmuddelig grau aussieht. Bei sehr langen Fäden ist das ein Problem.

Langes Fädchen, faules Mädchen.

Sprichwort

Wie lang muss der Faden beim Sticken sein?

Die ideale Länge fürs Sticken ist so lang wie dein Unterarm plus maximal 50 %. So kannst du in kurzen Bewegungen sticken und musst trotzdem nicht alle naselang wechseln. 30-50 cm sind eine gute Fadenlänge.

Eine Ausnahme ist die Webrose. Hier wird der Faden nicht durch den Stoff gezogen und oft braucht man wirklich viel Faden. Hier kannst du ruhig doppelt so lange Fäden nehmen, passend zur Größe deiner Webrose.


Machst du diese 5 Fehler beim Sticken?

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Direkt als Erstes ein schweres Projekt aussuchen

Das sehe ich unglaublich häufig. Oft hat man eine coole Sache auf Pinterest gesehen und will das sofort umsetzen. Dann kauft man sich alles dafür ein und legt los. Nach ein paar Stichen merkt man plötzlich, dass es so nicht funktioniert. Der Faden macht nicht, was er tun soll und überhaupt sieht es gar nicht so aus wie auf Pinterest.
Häufig sind die richtigen Eye-Catcher auf Pinterest und Co. alles andere als einfach nachzusticken. 

Gerade am Anfang ist es z.B. noch eine große Anstrengung, die Stiche überhaupt gerade und gleichmäßig aneinanderzureihen. Sucht man sich zusätzlich zu den Anfangsschwierigkeiten nun noch einen tollen Samtstoff oder gar Tüll aus, ist es direkt schwieriger, damit ein Erfolgserlebnis zu bekommen.

Stickbild Rückseite Fäden vernähen

Die Lösung: eine Stickprobe

Als Anfänger sieht man oft nicht, welche Sachen schwieriger sind und welche leichter. Deshalb empfehle ich immer zuerst eine Stickprobe zu machen, wenn man das noch nie gemacht hat. Also der klassische Handarbeitslappen, auf dem du ganz ungezwungen den Stich wenigstens für ein paar Stiche üben kannst, bevor du dir deinen Rucksack oder dein Tshirt versaust. Dafür kannst du z.B. ein Küchenhandtuch oder ein ausgedientes Baumwolllaken benutzen.

Klar ist es cooler, zuerst das eigene Hochzeitskleid mit 1000 Blumen zu verzieren. Du ersparst dir aber eine Menge Frustration, wenn du das zumindest mal im Kleinformat ausprobierst, um ein Gefühl fürs Sticken zu bekommen.

Das heißt nicht, dass du keine großen oder anspruchsvollen Projekte starten solltest! Ich plädiere nur für ein bisschen mehr Vorbereitung 🙂
So ersparst du dir viel Frustration, wenn es nicht direkt auf Anhieb funktioniert: Spoileralarm – es funktioniert so gut wie nie auf Anhieb!


Stickstoff benutzen

Diesen Fehler machen viele, die vorher Kreuzstich gestickt haben oder einfach nach “Stickstoff” suchen. In Stoffgeschäften gibt es extra als Stickstoff gekennzeichnete Stoffe. Diese sind allerdings für Zählmuster wie Kreuzstich oder Gobelintechnik. Dabei ist es super wichtig, dass die Fäden immer exakt gleich lang und breit sind, sodass sich ein perfektes Quadrat ergibt. Besonders die klassischen Stickstoffe wie AIDA sind sehr grob und so gewebt, dass man ein gut sichtbares Lochmuster hat.

Genau dieses Lochmuster ist perfekt für Zählmuster und unglaublich unpraktisch für die Oberflächenstickerei. Besonders deutlich wird das bei Kurven. Die Löcher zwingen ein gewisses Raster vor, welches sehr schwer zu durchbrechen ist. Je gröber der Stoff, desto schwieriger ist es eine geschwungene Linie zu erhalten, die nicht wie eine Treppe aussieht.

Aida und evenweave sind klassische Zählstoffe

Die Lösung: reguläre Baumwoll- und Leinenstoffe

Stattdessen kannst du ganz normale Baumwoll- oder Leinenstoffe benutzen. Wichtig ist, dass sie nicht dehnbar sind (also kein Elastan-Anteil) und nicht zu dünn sind. Ich benutze sehr gerne Nesselstoff. Der ist eher fest, aber dünn genug, dass man Motive durchpausen kann. Mehr dazu habe ich in diesem Beitrag geschrieben.

Aber auch zu Hause im Schrank hast du sicher einen Stoff zum Probieren. Die Stärke eines Baumwolllakens (natürlich kein Spannbettlaken, sondern die ganz klassischen) oder eines Baumwollkissenbezugs sind perfekt zum Sticken. Auch Küchenhandtücher sind eine schöne Stärke zum Ausprobieren, wenn du etwas Dickeres haben möchtest.

>>> Diese Stoffe sind wirklich zum Sticken geeignet


Ungeduld

Nicht umsonst hat Sticken den Ruf, langsam zu sein. Das ist kein Mythos, sondern tatsächlich so. Beim Sticken meines neuen Buches habe ich ja 50 A4 Seiten mit vielen Motiven bestickt. Je nachdem wie viele Details dabei waren, habe ich pro Seite 4 Stunden bis 3 Tage gebraucht. Dadurch ist mir selbst erst wieder bewusst geworden WIE lange das mit dem Sticken dauert.

Egal wie klein dein Motiv ist, es wird nicht nur 30min dauern bis du fertig bist. Sticken ist eine langsame Tätigkeit und je schneller du vorankommen willst, desto länger wird es dauern.

Fadensalat

Die Lösung: entspannter Sticken

Wenn du z.B. den Faden immer sehr schnell durchziehst, können deutlich mehr Knoten im Faden entstehen. Beim moderaten Durchziehen passiert das viel, viel seltener. Plan dir also ein bisschen mehr Zeit ein, such dir ein schönes Plätzchen und entspann dich. Sticken kann sehr meditativ sein, also lehn dich mal zurück und stick so weit wie du kommst und dann beim nächsten Mal weiter. Am Ende wird es schon fertig werden.


Lange Stiche

Dieser Punkt hängt etwas mit dem vorherigen zusammen. Bei vielen Anfängern sehe ich, dass sie gerne lange Stiche benutzen, um schneller voranzukommen oder vielleicht auch, weil sie nicht wissen, wie lang so ein Stich sein sollte.

Gerade in Kurven fällt das aber besonders auf. Die langen Stiche sorgen für ein abgehacktes Erscheinungsbild. Besonders beim Stielstich aber sehen die Linien ganz merkwürdig aus. Hier versuchen die Fäden dann den kürzesten Weg zu nehmen und man sieht ein Wirrwarr an Fäden.

Lösung: kürzere Stiche

Die Lösung klingt so banal, doch hat sie einen großen Einfluss auf das Endergebnis: Stick kürzere Stiche!

Besonders in engen Kurven heißt die Devise, je enger, desto kürzer die Stiche. Auf geraden Linien können die Stiche schonmal länger sein. Doch auch hier sieht z.B. der Kettenstich deutlich runder und schöner aus, wenn er nicht ellenlang ist. Die Länge hängt auch etwas von der Dicke des Fadens ab. So Pi mal Daumen kannst du aber bei 2-3fädigem Garn die Stiche unter 1 cm halten. In Kurven wie oben im Bild sogar eher 2-3 mm.

Probier es mal aus! Stick ein Stück mit längeren Stichen und eins mit kürzeren. Der Unterschied wird dich überraschen.


Billiges Material kaufen

Dieser Punkt ist etwas kontrovers, aber ich stehe dazu. Nach meinen eigenen Erfahrungen und den Erfahrungsberichten, die ich regelmäßig per E-Mail oder als PN erhalte, lohnt es sich einfach nicht Geld an Billigmaterial zu verschwenden.

Damit meine ich insbesondere Stickrahmen und Stickgarn. Als ich mit dem Sticken angefangen habe, hatte ich zum Glück ein paar Stickrahmen vererbt bekommen. Deshalb hatte ich gar keine Ahnung davon, wie schlecht Stickrahmen sein können.

Stickrahmen

Nachdem ich mir voller Begeisterung ein 10er-Set Stickrahmen für 9 Euro oder so auf Ebay gekauft hatte – wurde mir das Ausmaß klar. Die anfängliche Begeisterung verschwand ziemlich schnell, nachdem ich mir den ersten Splitter in den Finger gerammt hatte.

Inzwischen vermeide ich alle Stickrahmen, die aus Bambus sind und diese eine bestimmte Schließe haben. Denn gerade beim Online-Shopping kann man die Qualität nicht unbedingt gut einschätzen. 

Alles über Stickrahmen
Hier ist eine große Lücke zwischen beiden Ringen!

Es ist mir z.B. schon die Schließe kaputtgegangen ist, weil die Mutter für die Schraube nur angelötet war bzw. das Gewinde so weich war, dass die Schraube nicht lange gehalten hat.

Billige Rahmen kann man natürlich zum Sticken benutzen. Der Stoff wird allerdings oft nicht gleichmäßig gespannt, da die 2 Ringe nicht perfekt aufeinander passen. Überall dort Lücken sind, kann der Stoff nicht richtig gehalten werden. Dadurch entstehen beim Sticken ganz schnell Dellen im Stoff, wodurch die Stiche nicht mehr so gleichmäßig werden können.

Wenn ich das sehe, kräuseln sich mir immer die Fußnägel hoch, weil ich weiß, dass man es mit ein paar Euro mehr soviel einfacher haben kann.

>>> So erkennst du billige Stickrahmen sofort und was du beim Kauf von Stickrahmen beachten solltest.

Das sind die 5 größten Fehler, die ich oft bei Stickanfängern sehe. Für mehr Tipps und Tricks rund ums Sticken, melde dich doch bei meinem Newsletter an und erhalte das Übersichtsblatt zum Sticken lernen!


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