Heute morgen ist es wieder passiert. Ich stand vor meinem Kleiderschrank und habe nichts zum Anziehen gefunden. Also – schon, denn ich habe ja etwas an. Doch da war es wieder: das nagende Gefühl, dass das “Richtige” fehlt.
Und diese Momente hatte ich schon so oft im Leben, dass es mir jetzt reicht. Das Thema Garderobe habe ich immer wieder weggeschoben, denn shoppen ist nicht mein Ding. Modefarben? Wenn ich Glück habe ist eine Farbe pro Jahr dabei die mir wirklich gefällt, was das shoppen noch mühsamer gestaltet (lassen wir dabei mal noch meine Oberweite aussen vor, denn allein dadurch hat frau schon genug Ärger in normalen Klamottenläden).
Also habe ich mir gedacht: ich kann doch nähen und stricken und weiß der Geier was noch alles – warum nehme ich das nicht selbst in die Hand?
So ist der Gedanke des DIY Kleiderschrankes entstanden. Eine Garderobe, die hauptsächlich selbst gemacht ist und vor allem bewusst so aufgebaut ist, dass sie mir 1. steht, 2. praktisch & angenehm zu tragen ist und 3. ökologisch & ökonomisch vertretbar.
Kleidung- unsere zweite Haut
Eigentlich ist Kleidung ein Thema, welches mich sehr fasziniert. Nicht umsonst wollte ich Kostümdesignerin werden und habe Bekleidungstechnik studiert. Was mir erst im Laufe der Jahre bewusst geworden ist, ist dass ich zwar das Herstellen von Textilen super spannend und interessant finde, ich aber in Punkto Modegeschmack und Styling eine absolute Niete bin. So richtig, richtig schlecht. Ich habe es schon als Teenager geschafft alle möglichen Teile die trendy waren so zu kombinieren, dass sie am wenigsten gut zusammen bzw. zu mir passen.
Später als ich angefangen habe viel selbst zu nähen, habe ich zwar voller Stolz meine Werke getragen, aber so vorteilhaft sah das im Nachhinein betrachtet nicht aus. Quergestreifte Ringel-Kniestrümpfe mit kurzem Rock und Rollkragen haben mir damals zwar das Gefühl gegeben individuell und stark zu sein (ich habe sie auch super gern getragen) aber mit dicken Waden und großer Oberweite hat es eben auch meine Rundungen noch extra stark hervorgehoben und mich eher in die Kategorie klein und moppelig verschoben (oder auch quadratisch praktisch gut…).
Damit will ich gar nicht sagen, dass es schlimm war diese Kleidung getragen zu haben. Irgendwie war es meine “wilde Zeit” an die ich mich gern zurück erinnere und die mit zu den kreativsten überhaupt in meinem Leben gehört. Nein, ich will damit nur sagen, dass ich das nicht mehr bin. Ich muss nach aussen nicht mehr meine Andersartigkeit den Leuten ins Gesicht drücken um aufzufallen (ich habe ein ganzes Jahr fast nur knallrot getragen haha).
Ich möchte meinen Kleiderschrank morgens aufmachen und egal was ich herausnehme – es soll mir stehen, angenehm zu tragen sein und mit dem Rest im Schrank kombinierbar sein. Klingt so einfach – ist es bestimmt auch, aber sowas hatte ich nie.
Am Anfang stand das Ausmisten
Bei allen Artikeln und Videos, die ich zum Thema Garderobe erstellen und Stil finden gelesen und angeschaut habe stand ein Punkt ganz oben: Erstmal Ausmisten. Diesen Punkt habe ich zum Glück schon vor ein paar Jahren während unseres Umzugs hier aufs Land abgehakt!
Soviele Teile, die ich schon seit der 11. Klasse hatte, Teile die irgendwie Erinnerungswert hatten, alles aussortiert. Soviel, was einfach nur noch fadenscheinig und schäbig war. Alles raus. Übrig blieb eine sehr minimalistische Garderobe. Ein Mischmasch aus Kleidung, die nicht mehr so richtig zusammenpasste. Vor allem aber eines: viel zu wenig!
Es gibt ja Menschen, die gerne shoppen gehen. Ich gehöre nicht dazu. Da inzwischen die bezahlbaren Modeläden fast nur noch auf Trendfarben gehen, muss ich Glück haben, dass in diesem Jahr mal eine Trendfarbe dabei ist, die mir gefällt, sodass ich mir ein paar Basics kaufen kann. Denn das war genau das, was ich nach meiner Kleiderschrank Apokalypse brauchte: Basics wie einfache Hosen und Shirts.
Was ist das Problem? Wenn du auch auf dem Land lebst, kennst du das Problem vielleicht. Alles ist unglaublich weit weg und man muss überall hinfahren. Nix mit Samstags mal kurz shoppen gehen. Shoppen ist hier ein mindestens halber Tagesausflug mit der ganzen Familie, denn die andere Hälfte des Tages wird gleich für Familienbesuche genutzt – wenn man schon mal in der Gegend ist. Wer schonmal mit Kindern im Schlepptau shoppen war, dem ist klar worauf es hinausläuft: man hat am Ende für alle was in der Tasche, nur irgendwie für einen selbst nichts gefunden, weil man einfach zu gestresst war sich nach den ganzen Entscheidungen für Kinder und Mann auch noch selbst was auszusuchen.
Vielleicht ist dir inzwischen klar, was ich deutlich machen will: shoppen nervt mich ungemein. Was mich überhaupt nicht nervt ist nähen, stricken, färben und was es noch alles gibt. Und genau dort ist der springende Punkt: damit kann man super Kleidung erschaffen. Man kann sich viel Zeit lassen sich zu überlegen was man haben möchte, welchen Schnitt man nimmt, welche Farben passen und welcher Stoff. Man kann sich den Schnitt auf die eigenen Körpereigenschaften anpassen, die aus der Norm fallen. Material shoppen gehen (das kann ich wiederum stundenlang hrhr). Man lernt eventuell noch was beim Nähen/stricken/etc. dazu und ganz am Ende kommt etwas heraus, was nur du hast und niemand anderes auf der Welt. Wie cool ist das bitte?
Was soll der DIY Kleiderschrank sein?
Um mal auf den Punkt zu kommen: mein Plan ist es meine Garderobe so zu gestalten, dass ich morgens keine Kopfschmerzen mehr beim Klamotten aussuchen habe und den Großteil der Kleidung selbst gemacht habe.
Dabei sind mir diese Punkte am wichtigsten:
Es soll alles zusammen passen und mir gut stehen.
Das ist mir tatsächlich am wichtigsten, denn ganz ehrlich: ich hab keine Lust mir täglich Gedanken darüber zu machen ob ich in irgendwas gut aussehe oder nicht. Ob dies zu dem passt oder lieber doch das andere. Ich hab keinen Nerv dafür und mein Gedanke dahinter ist es dieses Hin und Her durch eine gut abgestimmte Garderobe komplett zu eliminieren. Dann muss ich nur noch entscheiden ob die Klamotten zum Wetter und zum Anlass passen und fertig!
Der Großteil soll selbst gemacht sein
Ein Stück weit ist dieses Projekt auch dafür da meine Fähigkeiten beim Nähen etc. zu fördern. Ich habe früher super viel für mich genäht und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Irgendwann habe ich immer seltener genäht, einfach weil das Endergebnis mir auch öfter am Model besser gefallen hat als an mir – da kommt wieder der mangelhafte Modegeschmack ins Spiel. Auch habe ich viele Anfängerfehler in der Ausführung gemacht, weil ich einfach zu ungeduldig war und viel improvisiert habe. Inzwischen bin ich da disziplinierter und muss nicht gleich alles sofort machen was mir in den Kopf schiesst. Das waren oft leider Dinge, die eher ein Schuss in den Ofen erzeugt hatten.
Ich sage deshalb Großteil selbstgemacht, weil es einfach ab und zu doch Lieblingsstücke gibt, die ich kaufe und ich mich nicht von vornherein einschränken möchte.
Ökologisch und ökonomisch für mich vertretbar.
Das ist wiederum eine schwierige Kiste. Jeder versteht darunter etwas eigenes und ökologisch geht mit ökonomisch oft nicht ganz Hand in Hand. Bio oder Fair trade Materialien sind in der Regel recht teuer oder zumindest habe ich bisher den Eindruck, dass es so ist. Ich liebe es generell eher mit Naturmaterialien zu arbeiten. Leinen, Seide und Wolle sind meine Lieblinge. Baumwolle und Leder mag ich allerdings auch sehr gern. Was ich absolut nicht mag sind Kunstfasern. Ich mag einfach die Haptik nicht und sobald ich etwas nicht gern anfasse, trage ich es nicht. Punkt. Die Haptik ist für mich tatsächlich wichtiger als die Farbe oder der Schnitt.
Wie das Ganze dann zusammen passt, kann ich jetzt noch überhaupt nicht einschätzen. Es wird sich im Laufe des Projekts herauskristallisieren wie genau ich diesen letzten Punkt umsetzen kann. Auf jeden Fall werde ich zu allen Projekten angeben wieviel das Material zusammen gekostet hat!
Das ganze DIY Kleiderschrank Projekt werde ich so dokumentieren, dass du auch etwas davon hast und vielleicht das ein oder andere für dich mitnehmen kannst (also Infos, denn meine Klamotten bleiben bei mir 😉 ) Nun ist das Ganze ein echtes Mammutprojekt und damit es auch wirklich gut wird, möchte ich es Stück für Stück aufbauen statt es übers Knie zu brechen. Es wird also nicht jede Woche ein Update dazu geben sondern immer dann, wenn ich auch wirklich etwas geschafft habe.
Ich freue mich schon sehr auf diese Reise und würde mich freuen wenn du mit dabei bist. Die Liste der Artikel zu diesem Projekt werde ich immer hier unten anhängen. Den ersten Artikel dazu gibt es schon morgen!
Hier sind die anderen Artikel dieser Serie:
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