floss & flow Interview

Zarte Linien und Pflanzenstickerei – Interview mit floss & flow

Auch im deutschsprachigen Raum wird Sticken immer beliebter. Gerade auf Instagram finde ich immer öfter Menschen, die ihre Stickleidenschaft ausleben. So auch Michelle von floss & flow, die mir mit ihren tollen minimalistischen Stickereien aufgefallen ist. Es freut mich ungemein, dass Michelle mir heute ein paar Fragen zu ihrer Arbeit beantwortet. Viel Spaß beim Lesen Interview mit floss & flow!

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Hallo Michelle, danke dass du heute hier zu Besuch bist! Stell dich doch einmal kurz vor.

Gerne! Ich bin Michelle und teile unter dem Namen floss & flow meine Stickereien mit euch. Ich bin 25 Jahre alt und wohne im schönen Oldenburg. In meinem Hauptjob arbeite ich größtenteils am Bildschirm, deswegen brauche ich im Alltag einfach einen handwerklichen Ausgleich.
Ich möchte zeigen, dass Sticken kein typisches Oma-Hobby mehr ist. Ganz im Gegenteil! Sticken kann im Alltag sehr entspannend und entschleunigend wirken. Und es gibt so viele interessante Stiche und moderne Motive. 

Wie bist du in deinem Leben auf das Thema Sticken gestossen?

Alles begann im Sommer 2018, ich lebte in einer viel zu heißen Dachgeschoss-Wohnung und lag wochenlang mit einer schweren Mandelentzündung flach. Was macht man also? Man scrollt ewig durch Pinterest. Irgendwann bin ich auf ein wunderschönes Stickbild gestoßen und dachte “Das will ich auch probieren!”. Ich bestellte mir also meine ersten Materialien und drei Tage später hielt ich mein erstes eigenes Stickbild in den Händen. Die Mandelentzündung ist zum Glück weg, der Stickrahmen ist aber geblieben.

Ich war schon immer ein großer DIY Fan, früher hatte ich sogar einen Nähblog. Aber bisher hat mich nichts so begeistert wie das Sticken. Es ist für mich einfach die optimale Verbindung aus Malen und Nähen.

Was hat dich auf die Idee gebracht floss & flow zu gründen?

Im “echten” Leben bin ich Online-Marketing- und Social-Media-Managerin für einen Modekonzern. Ich liebe Social Media, beruflich stößt man aber an bestimmte Grenzen. Ich wollte gerne meinen eigenen kleinen Fleck im Internet, wo ich mich einfach kreativ austoben kann. Und im besten Fall kann ich andere damit ein bisschen inspirieren.
Am Anfang wollte ich eigentlich nur meinen Prozess und Lernweg teilen. Dann kamen plötzlich immer mehr Anfragen von Menschen, die meine Rahmen kaufen wollten. Das hat mich extrem gefreut und ich eröffnete meinen kleinen Etsy-Shop. Und noch immer habe ich oft Momente, wo mich ein kleiner Schauer überläuft, weil ich gar nicht ganz glauben kann, dass Leute meine Stickbilder kaufen – und dass ich davon mittlerweile meine Miete bezahlen kann.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Jedes Mal ein bisschen anders! Ich muss zugeben, dass Zeitmanagement nicht meine größte Stärke ist. Ich bin ständig am Experimentieren, was für mich am besten funktioniert.
Den Vormittag verbringe ich in meinem Hauptjob, danach geht es direkt an die Sticknadel. Ich starte immer damit, alle Motive der aktuellen Bestellungen, auf den Stoff zu übertragen. Dann wähle ich die Farbpaletten aus und sticke alle Bilder der Reihe nach.
Manchmal verschiebe ich das lieber auf den Abend und sticke während einer Netflix-Serie. Dann nutze ich den Nachmittag für Entwürfe, Fotos, Social Media Planung, Shop-Aktualisierungen und alles, was eben noch so anfällt. 

Jeder hat so seine eigene Methode um Material zu verstauen. Wie machst du das? Welches System oder auch Nicht-System benutzt du um alles auch wiederzufinden?

Ich habe an der Wand hinter meinem Schreibtisch eine dicke Kork-Platte angebracht, in die ich kleine Nägel gesteckt habe. Da hänge ich alle meine Garne nach Farben sortiert auf. Ich liebe diese Wand, weil man so am einfachsten die Farbe findet, die man gerade braucht.
Angefangene Stickgarne wickel ich ganz klassisch auf Papp- oder Plastik-Bobbins auf und verstaue sie in einer Garnbox.

Welcher Teil des Stickens ist für dich der Beste bzw. Anstrengendste?

Der Beste:

Wenn ein Bild langsam Form annimmt. Oft sieht die Vorzeichnung überhaupt nicht schön aus, aber durch die Textur des Garns, die richtigen Farben und etwas Geduld kommt das Bild zum Leben.
Und natürlich: Wenn meine Käufer ihr Bild erhalten und mir so wahnsinnig liebe Worte schreiben. Es gibt für mich nichts Motivierenderes.

Der Anstrengendste:

Ich hasse nichts mehr als Fäden, die sich verknoten! Oder wenn man eine schwierige Stelle gestickt hat und sie nicht so geworden ist, wie man wollte. Es tut jedes Mal ein bisschen weh, dann wieder alles zu öffnen und neu anzufangen. Aber das gehört eben dazu.

Welches Projekt war bisher das schwierigste für dich?

Ich biete gestickte Line-Art-Portraits auf Basis eines Fotos an. Die sind immer wieder schwer für mich, weil man da sehr detailliert und fein arbeiten muss. Gerade die Gesichter, vor allem Augen und Zähne, sind super schwer. An solchen Portraits sitze ich auch besonders lange und muss bestimmte Stellen häufig wieder öffnen und neu sticken. Ich möchte ja, dass die Gestickten sich später wieder erkennen und nicht entstellt aussehen. 

Es gibt unglaublich viele Techniken und Materialien. Was würdest du gerne noch ausprobieren, was du noch nie gemacht hast?

Ich möchte in Zukunft gerne mehr Kleidung besticken, das macht mir total viel Spaß. Außerdem möchte ich gerne mehr Projekte auf Tüll sticken, ich liebe einfach die 3D-Wirkung davon! Dabei komme ich aber oft an den Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil ich viel zu schnell Löcher reinreiße. Dafür brauche ich also gaaaanz viel Ruhe. 

Stell dir vor du hättest die Chance deinem jüngeren Ich, welches gerade angefangen hat sticken zu lernen, einen Rat zu geben. Was würdest du ihr sagen, was du gerne früher gewusst hättest?

Mach dir nicht zu viel Druck. Es ist okay, wenn es nicht sofort so aussieht, wie du es dir vorgestellt hast. Das gehört einfach zum Prozess dazu. Bleib locker, höre auf, dich mit anderen zu vergleichen und lege den Perfektionismus ab. Experimentiere einfach und schalte deinen Kopf zur Abwechslung mal aus. 

Stickkit für Anfänger

Für Stickanfänger hat Michelle ein Stickanfänger Kit zusammengestellt. Dort bekommst du alle Werkzeuge und Materialien für ein Blumenmotiv.

Perfekt wenn du gerade erst mit dem Sticken anfangen möchtest oder als Geschenk für DIY-Begeisterte!

Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wo können wir floss & flow im Internet finden? 

Super gerne! Ich freue mich total, auf deinem tollen Blog mit dabei sein zu dürfen.
Ihr findet mich auf Instagram und Etsy.


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