Er ist einer der Lieblinge moderner StickkünstlerInnen im Moment: der Plattstich. Was bei Anderen so mühelos ordentlich aussieht, ist in Wirklichkeit sehr viel Übung – und natürlich auch ein wenig Trick 17. Für die 4 häufigsten Probleme mit dem Plattstich habe ich hier einmal die Ursachen und Lösungen aufgelistet.
Erst einmal zur Erinnerung wie der Plattstich eigentlich geht, hier ist das Tutorial aus dem Stichlexikon. Diesen und viele andere Stickstiche kannst du auch in Videoform auf meinem Youtube-Kanal anschauen.
Probleme mit dem Plattstich – Videoanleitung
Passend zum Artikel habe ich ein Video gedreht. Wenn du also besser über gesprochenes Wort und bewegte Bilder verstehst, lege ich dir dieses Video ans Herz: Die häufigsten Probleme mit dem Plattstich
Der Plattstich besteht aus parallel zueinander liegenden Stichen, die wirklich Stich an Stich gesetzt werden, damit sie den Stoff auch 100 % abdecken. Soviel dazu. Was kann nun also komisch aussehen? Hier im Bild siehst du alles einmal nebeneinander, unten drunter steht welche Probleme dargestellt sind.
0. So sieht der Plattstich idealerweise aus: alle Stiche liegen parallel zueinander, der Stoff ist komplett abgedeckt, die Ränder sind in einer Linie.
- Die Stiche sind nur ansatzweise parallel zueinander.
- Die Stiche decken den Stoff nicht komplett ab und es blitzt stellenweise die Farbe des Untergrundes durch
- Die Stiche enden nicht auf einer sauberen Linie und wirken ausgefranst.
- Die Fläche wirkt als Ganzes irgendwie ungleichmäßig.
Schauen wir uns doch einmal die Probleme mit dem Plattstich genauer an
1. Die Stiche sind nur ansatzweise parallel zueinander.
Die Stiche liegen zwar nebeneinander, aber irgendwie durcheinander. Das passiert, wenn man den Faden nicht jedes Mal im selben Abstand zum vorherigen Stich ein- bzw. aussticht. Dadurch kann sich aus einem ehemals 90° Winkel ein 60° Winkel entwickelt. Solange sich alles gleichmäßig mit verändert, ist das kein Problem. Wenn allerdings jeder Stich einen leicht anderen Winkel hat, sind die Stiche nicht mehr parallel zu einander und wirken durcheinander.
Was tun? Wenn du noch kein Gefühl für den richtigen Abstand hast, lege den Faden doch vor dem Einstechen in die Position, die du haben möchtest und steche erst dann ein. So kannst du besser sehen wie der Faden liegen würde, wenn du ihn so einstechen würdest. Mit der Zeit bekommst du ein besseres Gefühl für den Abstand und musst das nicht mehr machen.
2. Die Stiche decken den Stoff nicht komplett ab und es blitzt stellenweise die Farbe des Untergrundes durch.
Deine Stiche sind nicht dicht genug aneinander gestickt oder dein Faden ist zu dünn für den Stoff. Wenn dein Stoff so grob ist, dass deine Fäden selbst dann den Untergrund nicht abdecken, wenn du in jedes Loch im Stoff nebeneinander stichst – ist dein Faden einfach zu dünn um alles abzudecken. Wenn du noch näher aneinander sticken kannst, dann verringere die Abstände zwischen den Stichen und beachte vor allem auch Problem Nr. 1, da auch das die Deckkraft beeinträchtigt.
3. Die Stiche enden nicht auf einer sauberen Linie und wirken ausgefranst.
Hast du eine offene Kante, wo man wirklich sieht, wo du den Plattstich ein- und ausstichst? Dann lohnt sich die Extraarbeit die Umrisslinien des Motivs mit dem Spaltstich zu umsticken (siehe im Tutorial ganz oben). Was das bringt? Wenn du danach den Plattstich aufstickst, legt sich der Faden über die erhöhte Linie und passt sich besser der Form an. Es ist auch leichter den richtigen Punkt zum Ein- und Ausstechen zu finden, wenn die Linie schon bestickt wurde. Wichtig ist hierbei natürlich, dass man die vorher gestickte Umrisslinie sehr ordentlich gestickt hat, denn jede Beule in der Linie überträgt sich, wenn man nicht aufpasst auf den Plattstich später.
Sind deine Plattstiche angrenzend aneinander ist die Umrisslinienmethode nicht notwendig. Stickst du die Plattstichflächen zuerst, kannst du die angrenzenden Stiche einfach darüber sticken und so Ungleichmäßigkeiten abdecken.
4. Die Fläche wirkt als Ganzes irgendwie ungleichmäßig.
Und da sind wir auch schon beim letzten der 4 Probleme mit dem Plattstich: Möglicherweise stickst du den Plattstich mit der Sparmethode. Das heißt: anstatt den Plattstich auf der Ober- UND Rückseite über das ganze Motiv zu führen, deckst du zwar die Vorderseite voll ab, stichst dann aber direkt neben dem gerade gemachten Stich nach oben und dann erst zu anderen Seite des Motivs. Dadurch spart man zwar enorm Faden, aber bewirkt gleich zwei Dinge: Die Fäden liegen nicht mehr alle in derselben Richtung und da die Fäden so nah nebeneinander ein- und wieder austreten, verformen sie sich zu einem “U” an den Rändern.
Dass die Fäden nicht in der selben Richtung liegen bewirkt hauptsächlich, dass der schöne Glanz den die Plattstiche eigentlich haben sollen nicht seine volle Wirkung entfalten kann. Das ist besonders kritisch bei glänzenden Garnen wie Seidengarnen. Die Fäden am Rand bilden ein U, sodass der Faden sich eher wie ein S oder Z hinschlängelt und nicht kerzengerade auf dem Stoff liegt. Dadurch liegen die Stiche teilweise nicht mehr ganz parallel und sehen durcheinander aus.
Will man dennoch lieber die Spar-Methode benutzen, dann versuch doch einmal nicht direkt neben dem vorherigen Stich, sondern mind. in das übernächste Loch einzustechen und auf der Rückreihe dann das leer gelassene Loch. So wird der Faden nicht ganz so stark verbogen und kann sich wieder leichter gerade richten.
Hier ist einmal mit dickem Glanzgarn ein Beispiel zum Veranschaulichen. Gewaltiger Unterschied, oder? Links ist der Plattstich immer mit dem selben Eintritts- und Austrittspunkt, rechts die beschriebene U-Form.
Das waren die 4 häufigsten Plattstich Probleme. Ich hoffe, du konntest für dich ein wenig in deine Stickerei mitnehmen!
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